Großeinsatz für die Feuerwehr Löhne
Feuer und Chemieunfall im Industriebetrieb
Wie schnell es zu einem Großeinsatz kommen kann haben die Bürgerinnen und Bürger sowie die Feuerwehr Löhne in den vergangenen zwei Jahren mehrmals feststellen müssen. Um weiterhin schlagkräftig gegen Feuer & Flamme vorzugehen hat die Leitung der Feuerwehr Löhne eine Übung auf Stadtebene ausgearbeitet.
Der Einsatzort
Als Übungsobjekt wurde die Firma CT Formpolster an der Börstelstraße im Ortsteil Löhne-Gohfeld ausgewählt. Ein Industriebetrieb der auf rund. 16.000 Quadratmetern Schaumstoffe herstellt und lagert, wie der Geschäftsführer Dennis Hanke berichtet. Der Störfallbeauftragte des Betriebes, Bernd Hoier, ergänzte noch, dass sich auf dem Gelände insgesamt 16 Lagertanks für Gefahrstoffe aufgestellt sind, diese seien für die Herstellung der Schaumstoffe erforderlich. Hoier erinnert sich zudem, dass der Betrieb im Jahre 1994 durch ein Feuer beinahe völlig zerstört wurde, 1997 folgte ein weiterer größerer Brand.
So war es für den Geschäftsführer des Betriebes eine Selbstverständlichkeit, der Feuerwehr seinen Betrieb zu Übungszwecken bereitzustellen: „So lernt die Feuerwehr die Örtlichkeiten kennen, und kann im Brandfall noch besser agieren – wir wollen hoffen, dass sich so ein Ereignis wie in den 90er Jahren nicht wiederholt.“
Das Szenario
Christian Ehlert, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Löhne, hat gleich zwei möglich Szenarien für dieses Objekt ausgearbeitet.
„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass beide Szenarien gleichzeitig eintreten – doch für die Übungszwecke bieten sich die Gegebenheiten sehr gut an“, so der erfahrene Einsatzleiter.
Zum einen erwartete die Einsatzkräfte ein angenommenes Feuer in einem Freilager, dort sollen Schaumblöcke gebrannt haben und sorgten für eine massive Rauchausbreitung. In der Anlieferungshalle für Gefahrstoffe ist an einem Kunststoffbehälter ein Leck entstanden.
Mehrere Beobachter nutzten die Gelegenheit und begleiteten diese Übung, neben Betriebsangehörigen der Firma CT Formpolster folgten auch die Kreisbrandmeister des Kreises Herford Bernd Kröger und Holger Klann, der Bürgermeister der Stadt Löhne Bernd Poggemöller auch der Ordnungsamtsleiter Wolfgang Greinke sowie Vertreter der lokalen Presse.
Der Brandeinsatz
Gegen 10.07 Uhr löste die automatische Brandmeldeanlage des Betriebes an der Börstelstraße aus. Aufgrund der Alarm- und Ausrückeordnung wurden sofort die Kräfte der Feuer- und Rettungswache sowie des Löschzuges Gohfeld Wittel und der Löschgruppe Löhne-Bahnhof alarmiert.
Noch währen der Anfahrt wurde eine Nachalarmierung durchgeführt. „Mehrere Anrufer“ (hier die Übungsleitung) sollen die Kreisleitstelle über eine schwarze Rauchwolke informiert haben. So wurde die Löschgruppen Löhne-Mennighüffen und Löhne-Ort zum Einsatzort gerufen.
Aufgrund der Größe des angenommenen Schadensereignisses wurde schließlich Vollalarm für die Feuerwehr Löhne ausgelöst, so wurde auch die Löschgruppe Löhne-Obernbeck mit in das Übungsszenario eingebunden.
Als Unterstützung mit einer zweiten Drehleiter und einem Tanklöschfahrzeug wurde die Feuerwehr Hiddenhausen zur überörtlichen Unterstützung alarmiert.
Bei Eintreffen wurden die Einsatzkräfte vom Stellvertretenden Leiter der Feuerwehr Löhne, Dirk Rabeneck, eingewiesen und in verschiede Abschnitte unterteilt.
Die Feuer- und Rettungswache sowie der Löschzug Gohfeld Wittel und die Löschgruppe Löhne-Mennighüffen wurden für die Brandbekämpfung eingesetzt. Während zwei Trupps eine Brandausbreitung von außen verhinderten, machten sich zwei weitere Trupps unter schwerem Atemschutz auf die Suche nach vermissten Personen im Gebäude.
In einer Produktionshalle sind nach Aussagen von Mitarbeitern zwei Personen zu Boden gegangen und mussten nun von der Feuerwehr gerettet werden. Noch während der Personensuche wurde die erste Drehleiter in Stellung gebracht. Als die Trupps die Fertigungshalle durchsucht und zwei Mitarbeiter gerettet haben wurde mit einem massiven Löschangriff von außen begonnen. Auch die zweite Drehleiter kam hier zum Einsatz.
Der Chemieunfall
Während ein Teil der Feuerwehr Löhne in der Brandbekämpfung eingesetzt war, erhielten die Löschgruppen Löhne-Bahnhof und Löhne-Ort einen Arbeitsauftrag im Bereich der Anlieferung von chemischen Stoffen.
Ein Mitarbeiter hat festgestellt, dass ein IBC-Behälter eine unbekannte Flüssigkeit verliert.
Aufgrund der unbekannten Flüssigkeit sicherte die Feuerwehr die Einsatzstelle weiträumig ab, Einsatzkräfte rüsteten sich mit schwerem Atemschutz in Chemikalienschutzanzügen (CSA) aus. Sofort untersuchte ein Trupp unter CSA den Kunststoffbehälter und stellte eine Leckage fest. Rund 75 Meter mussten die Einsatzkräfte in den bewegungseinschränkenden Anzügen zurücklegen, um geeignetes Werkzeug für die Schließung des Lecks zu holen.
Währenddessen wurde der Stoff ermittelt damit eine weitere Beurteilung der Gefahren und zu treffenden Maßnahmen erfolgen konnte.
Weitere Einsatzkräfte bauten einen sogenannten „Not-Dekontaminationsplatz“ auf, hier kann eine erste grobe Reinigung der mit den Chemikalien beaufschlagen Einsatzkleidung erfolgen.
Das Leck konnte dann schnell mit geeigneten Stopfen geschlossen werden. Aufgrund der baulichen Situation ist keine „Chemikalie“ weiter als in das Auffangbecken der Anlieferungshalle ausgetreten.
Das Fazit
Nach rund 1,5 Stunden konnte die Übungsleitung das Übungsende verkünden.
Ralf Krause und Christian Ehlert zogen schon kurz nach der Übung erste Bilanz: „Wir haben unsere Ziele und Vorgaben erreicht – doch wir haben mit diesen beiden Szenarien, welche in dieser Kombination sehr unwahrscheinlich sind, unsere Kapazitätsgrenze erreicht.“
Auch der Geschäftsführer der Firma CT Formpolster war sichtlich beeindruckt, über die Schlagfertigkeit und Vorgehensweise der Einsatzkräfte, er bedankte sich für die Leistung und hofft auf ein Wiedersehen bei einer weiteren Übung und nicht in einem Realeinsatz.
Für die Feuerwehr Löhne heißt es nun die Erkenntnisse aus der Übung auszuwerten und Abläufe noch weiter zu verbessern, dies wird in einer großen Einsatznachbesprechung zu den letzten Großbränden und der Übung stattfinden.
Neben den Abläufen konnten bei dieser Übung die neu eingesetzten Funkmeldeempfänger auf ihre Funktionalität getestet werden, durch die Einführung der neuen digitalen Funkmeldeempfänger wurde auch die Alarm- und Ausrückeordnung auf die heutigen Erfordernisse angepasst.
Nach der Übung, gab es eine Stärkung. Die Firma CT Formpolster hat die Verpflegung der 95 Einsatzkräfte und gut 20 Beobachter übernommen. Dazu bereitete die Verpflegungseinheit aus dem Löschzug Gohfeld Wittel eine warme Erbsensuppe im Feldkochherd zu.
Bericht und Fotos: Michael Kolpak