Neues Fahrzeug mit rückenschonender Technik
Sechseinhalb Jahre und über 300.000 Kilometer hatte der alte Rettungswagen (RTW) der hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache Löhne mittlerweile auf dem Buckel, jetzt wurde es Zeit für einen neuen.
Seit dem 21.12.2020 ist das neue Fahrzeug im Dienst, es ist ein Mercedes Sprinter, aufgebaut von der Firma GSF-Sonderfahrzeuge im emsländischen Twist.
Der Rettungswagen besitzt eine rückenschonende Neuerung: an Bord befindet sich eine elektro-hydraulische Fahrtrage. Die neue Fahrtrage stellt eine erhebliche Erleichterung für die Kolleginnen und Kollegen im Rettungsdienst dar. Die Fahrtrage kann ebenfalls schwergewichtige Patienten mit einem maximalen Gewicht von 318 kg aufnehmen. Zusätzlich zur neuen Fahrttrage wird ein Tragstuhl mitgeführt, der mit einer Treppenraupe ausgestattet ist. Mit diesem Treppen-Tragestuhl können nicht gehfähige Patienten ohne große Kraftanstrengungen der RTW-Besatzung aus einem Obergeschoss über die Treppenstufen nach unten gleiten oder wenn das Gleiten nicht möglich ist, getragen werden.
Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,5 Tonnen ist der neue Rettungswagen nicht nur rund 1,5 Tonnen schwerer, sondern auch einige Zentimeter höher, länger und breiter als die bisher eingesetzten Fahrzeuge.
Zur Verbesserung der Wahrnehmung im Straßenverkehr wurde das Fahrzeug am Heck mit einer auffälligen, vollreflektierenden Warnmarkierung beklebt sowie mit einer umfangreicheren Sondersignalanlage ausgestattet. Erstmals wurde ein „Kreuzungsblitz-System“ verbaut. Dieses System warnt querenden Verkehr schneller vor dem mit Sondersignal in die Kreuzung einfahrenden Rettungswagen. Dazu werden in die Kotflügel rechts und links jeweils zwei blaue LED-Blitzmodule sowie zwei weitere LED-Blitzmodule im Kühlergrill verbaut.
Für die rückwärtige Absicherung des Rettungswagens wurden vier gelbe LED-Blitzleuchten als Rückwärtswarnsystem verbaut. Zusätzliche LED-Scheinwerfer befinden sich rund um das Fahrzeug um Einsatzstellen im Nahbereich ausleuchten zu können. Für Einsatzstellen mit unzureichenden Lichtverhältnissen steht der Besatzung erstmals ein tragbarer Akku-LED-Scheinwerfer zur Verfügung.
Die Patientenraumbeleuchtung ist komplett in stufenlos dimmbarer LED-Technik realisiert worden. Zusätzlich kann eine spezielle blaue Beleuchtung, das sogenannte „Trauma-Licht“, geschaltet werden. Hierdurch wird die psychische Belastung schwerverletzter Patienten reduziert.
Für den sicheren Transport von Babys und Kleinkindern wurde im Patientenraum ein Betreuerstuhl mit einer ISOFIX-Halterung ausgestattet. Die Kinder können, sofern es der Zustand und die Umstände zulassen, im eigenen und passgenauen Kindersitz sicher transportiert werden.
Die Feuerwehr Löhne geht mit diesem Rettungswagen einen neuen Weg, da die Fahrzeuge nun ergonomischer und rückenschonender für das Personal im Rettungsdienst sowie die zu transportierenden Patienten werden. Daher wurde die Ausschreibung für das am 21.12.2020 in Dienst gestellte Fahrzeug komplett überarbeitet.
Im Vorfeld war eine umfangreiche Marktanalyse erforderlich. Es wurden die verschiedene Aufbauhersteller auf der jährlich stattfindenden Messe -RettMobil- in Fulda genauestens unter die Lupe genommen. Ebenfalls wurden positive und negative Erfahrungen der umliegenden Rettungswachen in den Planungen berücksichtigt. So konnte am 10.12.2020, nach 2 ½-jähriger Planung, öffentlicher Ausschreibung und Bauzeit, das Fahrzeug beim Aufbauhersteller übernommen werden.
Anschließend erfolgten die Beladung mit den erforderlichen Medizinprodukten und die notwendige Einweisung aller Kolleginnen und Kollegen der Feuer- und Rettungswache. Corona-Bedingt konnten jene Einweisungen nur in Kleinstgruppen unter Einhaltung der geltenden Schutzmaßnahmen erfolgen.
Trotz aller Widrigkeiten gelang es noch vor Weihnachten das Fahrzeug in Dienst zu stellen.
Weitere Daten:
- Fahrgestell: Mercedes-Benz Sprinter 519 CDI
- Aufbauhersteller: GSF-Sonderfahrzeuge, Twist (Emsland)
- Besatzung: max. 1 Rettungssanitäter/in und 1 Notfallsanitäter/in
Bladung:
- EKG/Defibrillator: Corpuls³
- Beatmungsgerät: Medumat Standard²
- Notfallrucksack: „Kreislauf/Trauma, Atmung, Kind“ – AEROcase
- Oxybag: AEROcase
- Perfusor: Braun Compact
- Patientenlagerung: Stryker Power Pro XT – elektro-hydraulische Fahrtrage mit Powerload-System, Hoverboard für luftgefederte Patientenlagerung
- Patiententransport: Tragestuhl mit Treppenraupe
- Patientenimmobilisation: Spineboard und Schaufeltrage inkl. Kopffixierung, Fixierspinne und Schnellfixierung, Vakuummatratze/Vakuumschienen (Bein/Arm)
- Technisches Gerät: Akku-LED-Scheinwerfer (tragbar), Bolzenschneider, Halligantool, Feuerlöscher